Wie eine Krankenschwester das Gesundheitswesen in Sierra Leone verändert

Mentoring stärkt Pflege in Sierra Leone

Betty Kokers Weg in die Krankenpflege begann mit einer Kindheitstragödie. „Ich habe meine Mutter verloren, sie starb nach der Geburt“, erinnert sie sich. „Laut meines Vater war es auf die Nachlässigkeit der Krankenschwestern zurückzuführen. Und von da an habe ich beschlossen, Krankenschwester zu werden, damit ich Menschen helfen kann, besonders Kindern, damit sie keine Waisen werden.“

Angetrieben von diesem Versprechen verließ Betty ihre Heimatstadt Bo und zog nach Freetown, fest entschlossen, ihre Trauer in eine sinnvolle Aufgabe zu verwandeln. Sie schrieb sich an der Fakultät für Krankenpflege des College of Medicine and Allied Health Sciences (COMAHS) an der Universität von Sierra Leone ein. 2016 schloss sie ihr Studium als Krankenschwester ab.

Nach ihrem Abschluss machte Betty keine Pause – sie setzte ihr Wissen sofort in die Tat um. Während manche Absolventen sich Zeit nehmen, um einen Job zu finden, wollte Betty sofort anfangen. „Ich bin zur leitenden Krankenschwester gegangen, habe sie gebeten und gesagt: ‚Ich werde ehrenamtlich arbeiten. Ich arbeite umsonst.‘“

Ihr selbstloser Antrieb und ihre Entschlossenheit sind bis heute ungebrochen. Inzwischen arbeitet Betty als Vollzeitkrankenschwester am Connaught Hospital, dem größten öffentlichen Krankenhaus Freetowns, und gibt dort weiterhin alles für ihre Patienten. Außerdem nimmt sie engagiert an einem Mentoring-Programm von Mercy Ships teil.

Lernen mit Mercy Ships

Das Schulungsprogramm bringt lokale Gesundheitsfachkräfte mit erfahrenen Mentoren zusammen. Im Connaught Hospital begann Betty, Seite an Seite mit Katie Henderson, einer Krankenschwester aus Großbritannien, zu arbeiten, die schnell bemerkte, dass Betty etwas Besonderes ist.

„Ich habe gesehen, wie Betty einen Patienten auf seine bevorstehende Operation vorbereitet hat. Der Patient war sehr nervös und hatte Angst, dass er nicht sicher ist und wie die Operation ausgehen würde. Ich habe beobachtet, wie Betty ihr Wissen eingesetzt hat, um ihn aufzuklären und seine Sorgen zu lindern. Sie war so selbstbewusst in ihrem Können, das hat mich stolz gemacht.“
 Katie Henderson, ehrenamtliche Krankenschwester aus Großbritannien

 Viele der Bewertungsmethoden, die Betty während des Mentorings kennenlernte, waren ihr aus dem Studium kaum oder gar nicht vertraut. Durch das praktische Mentoring wurden diese abstrakten Konzepte jedoch greifbar.

„Es gibt Dinge, die wir gelernt haben, die wir hier bisher nicht gemacht haben. Das Mentoring hat uns sehr geholfen, sie umzusetzen. Und es gab Momente, in denen wir viele dieser Dinge tatsächlich angewendet haben“, erzählt Betty.

Ihre Lernreise ging noch weiter: Betty ging an Bord der Global Mercy, des größten zivilen Hospitalschiffs der Welt, um dort ein intensives Training zu absolvieren. Dort arbeitete sie in einer schnelllebigen klinischen Umgebung, in der Theorie und Praxis zusammenkamen.

„Ich war in der orthopädischen Abteilung, wo Kinder mit uns fünf wichtige Übungen lernen“, erklärt sie. „Von hier aus werden wir das im Connaught umsetzen, und ich weiß, dass es uns sehr helfen wird.“

Neben der orthopädischen Pflege nahm Betty im Simulationslabor der Global Mercy an Notfallübungen teil – sie bewältigte postoperative Komplikationen und traf Entscheidungen in Sekundenbruchteilen. Es war eine Gelegenheit, diese Fähigkeiten in einer sicheren Umgebung zu trainieren und sich auf die Praxis vorzubereiten.

Die Wirkung von Mercy Ships durch Mentoring

Für Betty kamen die wichtigsten Lektionen nicht nur aus Lehrbüchern oder Simulationen, sondern vor allem durch das Beobachten von Führungspersönlichkeiten mit Herz und Konsequenz.

„Was ich von Katie gelernt habe, ist Hingabe. Sie ist sehr engagiert in ihrem Beruf. Wenn Katie sagt, sie kommt um 8 Uhr, dann ist sie um 8 Uhr da. Sie ist sehr pünktlich, engagiert und mitfühlend.
Betty Koker, Krankenschwester aus Sierra Leone

Diese Konsequenz hatte eine große Wirkung. Unter Katies Anleitung begannen Betty und ihre Kolleginnen, ihren Fokus zu schärfen und ihre Standards zu erhöhen.

„Immer wenn sie zur Kontrolle kommt, versammeln wir uns um den Patienten, sie kann uns verbessern, wenn nötig. Wenn keine Korrektur nötig ist, lobt Katie uns und gibt uns einen Grund, noch besser zu werden.“

Wissen und Wandel nach Hause bringen

Zurück im Connaught Hospital kam Betty mit neuem Wissen und einer erneuerten Zielstrebigkeit zurück. Sie ist fest entschlossen, das Gelernte trotz begrenzter Ressourcen umzusetzen.

„Es öffnet einem die Augen für die Realität. Im Connaught gibt es Dinge, die wir einfach nicht haben. Auf den Mercy Ships ist alles vorhanden, aber es lehrt uns, zu improvisieren“, sagt sie.

Sie hofft, dass der Einfluss von Mercy Ships nachhaltig bleibt.

„Sie helfen uns nicht, damit wir von ihnen abhängig werden. Sie helfen uns, damit wir unser eigenes Gesundheitssystem aufbauen können
Betty Koker, Krankenschwester aus Sierra Leone

Mit Hoffnung nach vorn blicken

Betty glaubt, dass das Mentoring-Programm von Mercy Ships nicht nur Fähigkeiten, sondern auch ganze Systeme und Ergebnisse verbessert. „Es wird meine Arbeit im Connaught positiv beeinflussen, denn ich habe hier gelernt, präziser zu sein, und ich weiß, dass das meinen Patienten helfen wird“, sagt Betty.

Gefragt, was die Menschen in Freetown über Mercy Ships sagen, lächelt sie: „Im Connaught sagen die Leute, Mercy Ships ist ein Geschenk Gottes – sie sind hier, um den Menschen zu helfen.“

Und wenn sie darüber nachdenkt, was eine großartige Krankenschwester ausmacht, verweist Betty nicht auf Hightech oder perfekte Bedingungen. Sie schaut nach innen. „Das Wichtigste, was ich hier gelernt habe, ist: Was immer du tust, tu es mit Mitgefühl. Tu es mit Liebe, Selbstvertrauen und Teamwork.“

Durch ihren Weg ist Betty Koker nicht nur als Krankenschwester gewachsen – sie ist zu einer Führungspersönlichkeit geworden.

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Bild von Stefanie Odersky
Stefanie Odersky

berichtet über das Bildungs- und Schulungsprogramm auf der Global Mercy in Sierra Leone.

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