Zurück ins Leben

Wie Mercy Ships Grauen Star heilt

Hounsigbo war viele Jahre die Matriarchin ihrer Familie. In ihrem Dorf war sie eine angesehene Person, die trotz ihres hohen Alters noch viele Aufgaben übernahm. Sie hatte das, was sich alle Menschen wünschen, wenn sie älter werden: Sie war vergleichsweise gesund, konnte immer noch mit anpacken und war in ihrem Umfeld gut vernetzt. Vor allem genoss sie es, mit ihren zahlreichen Enkelkindern zu spielen und Zeit mit ihnen zu verbringen.  

Doch vor etwa drei Jahren fiel ihr auf, das ihr Augenlicht schlechter wurde. Das war kurz vor ihrem 67. Geburtstag. Ihr Blick trübte sich, als lege sich Stück für Stück ein Nebel über ihre Augen. Anfangs war es nur eine kleine Irritation, die Hounsigbo kaum einschränkte. Doch mit der Zeit sah sie immer schlechter. Woran sie erkrankt war, wusste Hounsigbo nicht. Einer ihrer Söhne brachte Hounsigbo zu einem lokalen Krankenhaus, doch dort konnte man ihr nicht helfen. Also versuchte sie es mit traditionellen Heilmethoden. Doch dadurch wurde das Fortschreiten der Erblindung nur ausgebremst, jedoch nicht geheilt. „Mein Augenlicht wurde schlechter und schlechter, bis ich schließlich vollständig erblindete“, berichtet Hounsigbo.

Von der Krankheit aus dem Leben gerissen

Nun war Hounsigbo sehr eingeschränkt und ihr Alltag wurde gleichförmig und austauschbar. Sie konnte immer weniger Aufgaben in ihrem Dorf übernehmen und auch das Spielen mit ihren Enkeln wurde schwerer und schwerer. Irgendwann war sie gezwungen, den Großteil ihrer Zeit im Haus eines ihrer Kinder zu verbringen. War sie zuvor trotz ihres Alters noch sehr eigenständig gewesen, war sie nur vollständig auf die Hilfe ihrer Kinder und Enkel angewiesen. Wenn Sie sich waschen wollte, musste ein Familienangehöriger helfen. Sie konnte nicht mehr alleine spazieren gehen und auch nicht mehr im Haushalt helfen.

Die Krankheit, unter der Hounsigbo litt, heißt Grauer Star. Über sechs Millionen Menschen im südlichen Afrika sind an Grauem Star erblindet. Jeder Einzelne von ihnen hat eine eigene Geschichte, eine Familie und leidet daran, blind zu sein. „Wer keine Kinder hat, leidet noch mehr als ich. Viele sterben, wenn sie keine Unterstützung haben“, sagt Hounsigbo. Bei einer Erkrankung mit Grauem Star trübt die Linse des Auges mit der Zeit ein. Manche Menschen haben nur leichte Seheinschränkungen, bei den meisten geht das Sehvermögen hingegen schnell vollständig verloren. Dabei ist Grauer Star relativ unkompliziert durch eine Operation heilbar. Dabei wird die die trübe Linse entfernt und durch eine neue, künstliche Linse ersetzt. Nach der Operation sehen die Betroffenen noch für einige Zeit verschwommen, aber in der Regel haben sie nach zwei Wochen wieder einen klaren Blick. Viele, gerade ärmere Menschen, in Afrika haben jedoch keinen Zugang zu einem Chirurgen oder können sich die Operation nicht leisten. Deswegen erblinden viele von ihnen an Grauem Star, obwohl dies eigentlich leicht vermeidbar wäre. 

Kostenlose Operationen für die Armen

Hier kommt Dr. Abram Wodomé ins Spiel. Er wurde vor zehn Jahren von Mercy Ships weitergebildet. Er erlernte bei Mercy Ships eine Operationsmethode gegen Grauen Star, die in wenigen Minuten und unter schwierigen hygienischen Bedingungen erfolgreich durchgeführt werden kann. Nach der Fortbildung gründete er mit unserer Unterstützung eine Klinik in Lomé, der Hauptstadt Togos.

Dr. Wodomés Arbeit hat in Togo viel bewegt. Er wächst jeden Tag über sich hinaus, um kostenlose Operationen für seine Landsleute zu ermöglichen. Mercy Ships arbeitet eng mit ihm zusammen und finanziert Operationen in seiner Klinik, um Menschen zu helfen, die sich eigentlich keine Operation leisten können.

Hounsigbo hörte von Dr. Wodomé und seiner Klinik, aber wusste nicht, dass die Operationen kostenlos sind. Doch ihr Enkel Louis erfuhr, dass ein Team von Dr. Wodomé in der Nähe Voruntersuchungen durchführt. Er war fest entschlossen, seiner Oma zu helfen, unabhängig von der finanziellen Not der Familie. Also redete er wochenlang auf sie ein, bis Hounsigbo schließlich einwilligte. „Ich wusste nicht, wo wir hingingen. Aber Louis wollte, dass ich mitkomme“, erinnert sie sich. Sie fragte ihren Enkel: „Louis, haben wir den überhaupt genug Geld?“ Aber Louis antwortete nur: „Oma, wir gehen jetzt zu dieser Untersuchung.“ 

Nach der Heilung zurück ins Leben

Louis Glaube wurde belohnt. Nach der Voruntersuchung wurde Hounsigbo zu einer kostenlosen Operation in Dr. Wodomés Klinik eingeladen. Also reiste sie nach Lomé und wurde operiert. Als ihr am nächsten Tag die Augenbinden abgenommen wurden merkte Hounsigbo, dass sie wieder sehen konnte, brach sie vor Freude in schallendes Lachen aus und umarmte Dr. Wodomé. Hounsigbo ist heute 70 Jahre alt. Doch trotz ihres Alters spielt sie wieder eine wichtige und verantwortungsvolle Rolle bei der Erziehung ihrer Enkel und in der ganzen Familie.

Wollen Sie Menschen wie Hounsigbo helfen? Es gibt noch viele wie sie, die dringend eine Operation brauchen. In Afrika leiden Millionen Menschen unter heilbaren Krankheiten. Viele von ihnen werden deswegen ausgegrenzt oder ziehen sich aus Scham zurück. Mit einer Operation an Bord unserer Schiffe oder in Kliniken an Land bringen wir diesen Menschen Hoffnung und Heilung. Mit einer Spende unterstützen sie diese Arbeit und ermöglichen Menschen wie Hounsigbo, auch im hohen Alter eine wichtige Rolle in ihren Familien und Gemeinschaften zu spielen. Jede Spende kommt an! 

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Micha Knodt
Micha Knodt

ist als Referent für Presse- & Öffentlichkeitsarbeit immer wieder aufs neue beeindruckt, mit welch großem Einsatz Menschen wie Dr. Wodomé für die Ärmsten der Armen da sind.

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