Bäcker Harry Reitsma präsentiert sein Brot

Parisienne und Pumpernickel

Bäcker Harry Reitsma liebt es auf der Africa Mercy immer neue Rezepte auszuprobieren

Heute stellen wir Ihnen einen ganz besonderen ehrenamtlichen Mercy Ships Mitarbeiter vor. Harry Reitsma aus den Niederlanden. Wir haben ihn gefragt, wie in diesem Jahr Weihnachten auf dem Schiff gefeiert wird und – natürlich – was er zum Fest backen wird. Außerdem verrät er uns ein leckeres Festtagsrezept, dass Sie zu Hause nachbacken können.

„Helles und dunkles Brot, Baguette, Pumpernickel, Rosinenbrötchen, Königskuchen, Stromboli, ich probiere immer wieder etwas Neues aus

Harry wiegt seine breiten Schultern, sein beeindruckender Schnurrbart ist hinter dem Mund-Nasen-Schutz verstaut. Die wachen Augen funkeln. Auf den ersten Blick ein Seemann wie er im Buche steht. Doch der Schein trügt. Harry kam 2018 zum ersten Mal an Bord der Africa Mercy. Davor war er 30 Jahre lang als Lastwagenfahrer in ganz Europa unterwegs.

„2016 habe ich von Mercy Ships eine E-Mail bekommen. Ich wurde eingeladen, das Schiff zu besuchen und die Organisation kennen zu lernen. Ich war begeistert. Aber sie brauchten natürlich keinen Lastwagenfahrer, sondern einen Bäcker. Zuerst war ich ein bisschen enttäuscht, dann sagte ein Freund zu mir: ‚Vielleicht kannst Du, wenn Du in Rente gehst, noch Bäcker werden.‘ Aber überzeugt hat mich das nicht wirklich – vorerst.“

Bäcker Harry Reitsma mit Lochkelle

Man lernt nie aus

Harry war von Mercy Ships begeistert, doch was den neuen Beruf betraf, hatte er noch Zweifel. Es war ja nicht nur eine Frage des Wollens, sondern auch eine Frage des Könnens. Schließlich sollte das Gebäck am Ende auch schmecken. Anfang 2017, mehrere Wochen nach seinem Besuch an Bord, suchte er sich erfolgreich einen Praktikumsplatz in einer Bäckerei. Die theoretische Ausbildung absolvierte er online.

„Letztendlich war es eine ganz bewusste Entscheidung aus tiefstem Herzen. Ganz anders als bei meinem ersten Beruf, in den ich mehr oder weniger reingerutscht bin. Den LKW-Führerschein hatte ich aus meiner Militärzeit. Deshalb erschien es mir danach logisch, auch als Lastwagenfahrer zu arbeiten. Doch diesmal fühlte ich ganz deutlich, dass die neue Ausbildung genau das war, was ich wollte und wohin mein Weg künftig führen sollte. Ich merkte, dass Bäcker meine eigentliche Berufung war. Nur weil ich diese Berufung ganz deutlich spürte, habe ich die anstrengende Ausbildungszeit überhaupt durchgestanden. Als ich das Praktikum in der Bäckerei parallel zu meinem Job bei der Spedition absolvierte, habe ich 70 Stunden in der Woche gearbeitet. Meine vorgeschriebenen Fahrpausen habe ich damit verbracht, Theorie zu pauken.“

Bäcker Harry Reitsma beim Abwiegen

Die Anstrengung hat sich gelohnt. Im Sommer 2018 bescheinigte ihm sein Ausbilder, dass er jetzt auch alleine backen könne. Harry verlor keine Zeit. Eine Woche später war er am Hafen von Las Palmas in Teneriffa und bereitete sich auf seinen ersten Einsatz auf der Africa Mercy vor. Kurz darauf wurden die Segel in Richtung Guinea gesetzt.

Mittlerweile ist das Backen für Harry zur Leidenschaft geworden. Er erkundigt sich regelmäßig, was die Leute aus der Besatzung gerne essen und testet Brotrezepte aus aller Herren Länder.

„Mein Ziel ist es, bei jedem Einsatz mindestens eine Spezialität von jeder Nation an Bord zu backen. Die Polnischen Brezen und das Stromboli waren ein richtiger Renner. Solche Rezepte backe ich dann regelmäßig. Aktuell probiere ich gerade Pumpernickel aus. Interessanterweise sind meine neuen Brot-Experimente bei Tisch immer als erstes weg.“

Wir machen es so weihnachtlich wie möglich

Ein bisschen nachdenklich wirkt der ansonsten so selbstbewusste Niederländer im Laufe des Gesprächs schon. 2020 war auch für ihn ein Jahr, in dem vieles ganz anders lief, als er sich das vorgestellt hatte. Im März musste der Senegal-Einsatz abgebrochen werden. Für Harry ging es erst mal wieder zurück an Land. Aber im September beschloss er, aufs Schiff zurückzukehren und dort mindestens ein Jahr zu bleiben.

Voriger
Nächster

„Es ist jetzt viel ruhiger. Jeder hält Abstand, trägt seine Maske und verbringt viel Zeit allein in der Kabine. Wir geben alle unser Bestes, damit der Laden trotz all der Einschränkungen läuft, auch über die Feiertage. Denn natürlich werden wir Weihnachten feiern und es so festlich gestalten, wie nur eben möglich. Mein Beitrag wird eine Brioche sein oder ein vierlagiges Schokobrot in Sternform.“

Harrys Traum

Wenn er von seinen Rezepten spricht, strahlt Harry. „Ich bin für meine Arbeit so dankbar! Jeden Tag lerne ich etwas Neues und mein Brot gibt der ganzen Crew Energie für den Tag. So können sie für die Menschen da sein, die es am dringendsten brauchen. Ich liebe es wirklich hier zu arbeiten, aber seit meinem ersten Einsatz in Guinea habe ich noch einen anderen, größeren Traum: Ich möchte für die Kinder Brot backen, die von gerade einmal einer einzigen Mahlzeit am Tag, oder noch weniger, leben müssen. Für die Rente fühle ich mich definitiv noch zu jung. Deshalb möchte ich backen, so lang ich irgendwie kann. Für die Kinder.

Harrys Festtagsrezept: Stromboli

Zutaten:

 

  • Pizzateig (wie man ihn am liebsten mag)
  • 3 Esslöffel Dijon-Senf
  • 2 Frühlingszwiebeln
  • 150 g Schinkenspeck
  • 100 g Mozzarella
  • 100 g geriebener Gouda
  • 1 Ei
  • 2 Esslöffel Parmesankäse

 

Zubereitung:

Wenn der Teig anfängt aufzugehen, rollt man ihn rechteckig aus, bestreicht ihn mit Senf und verteilt Frühlingszwiebeln, Speck, Mozzarella und Gouda gleichmäßig darauf.

Nochmals etwas gehen lassen

Rollen sie nun den Teig nicht zu eng von der Längsseite her auf, und legen Sie die Rolle mit der Naht nach unten auf ein mit Backpapier belegtes Backblech.

Bestreichen Sie die Rolle mit dem verquirlten Ei und bestreuen Sie sie mit Parmesankäse.

Im Ofen 15-20 Minuten bei hoher Temperatur im vorgeheizten Backofen backen, bis der der Teig golden und der Käse geschmolzen ist. (Je niedriger die Temperatur. desto länger braucht es, bis die Strombolirolle durch ist)

Das fertige Stromboli wird in Scheiben geschnitten serviert.

Letzte Blogposts

Emmanuel

Ab morgen darf ich wieder leben

Emmanuel kam als erster Patient in Sierra Leone an Bord der Global Mercy. Seit vier Jahren litt er unter einem faustgroßen Tumor am Hals. Konnte er an Bord endlich geheilt werden?

Stephanie Pape Apothekerin

Eine Überdosis Nächstenliebe

Das Leben der 48-jährigen Apothekerin Stephanie Pape aus Niedersachsen ist alles andere als alltäglich. Und das nicht erst, seitdem sie sich im Januar 2024 auf der Global Mercy zum ehrenamtlichen Dienst gemeldet hat. Denn über das derzeitige Einsatzland Sierra Leone hat sie ihre ganz eigene Geschichte zu erzählen.

freiwillige Friederike Ambacher

Ein einzigartiger Dienst

Als die 25-jährige Kinderkrankenpflegerin Friederike Ambacher aus Tübingen im November 2023 nach Sierra Leone zur Global Mercy reiste, begann für sie ein großes persönliches Abenteuer. Im Interview erzählt sie nun über ihre erste Zeit an Bord, den Arbeitsalltag, die Besonderheiten auf einem Hospitalschiff und ein einzigartiges Weihnachtsfest in Afrika.

Tags

TEILEN

Markus Wittmer
Markus Wittmer
Markus Wittmer berichtet als Referent für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit regelmäßig über die Hilfseinsätze und Entwicklungszusammenarbeit von Mercy Ships.

Ähnliche Beiträge

Unterstützen Sie unsere Arbeit!