Wie die senegalesischen Mitarbeiter von Mercy Ships gegen die Coronapandemie kämpften

Als die Coronapandemie ausbrach, war Mercy Ships gerade im Senegal im Einsatz. Die Pandemie zwang uns, den Einsatz vorzeitig abzubrechen. Doch unsere senegalesischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wollten etwas tun. Sie wollten ihre Landsleute vor Corona schützen

In jedem unserer Einsatzländer rekrutieren wir einheimische Fachkräfte. Während unseres Einsatzes im Senegal arbeiteten rund 200 Senegalesen für Mercy Ships. Einer von ihnen ist Boubacar Diallo. Er kam 2019 zu Mercy Ships, als wir vor Corona im Senegal im Einsatz waren. Anfangs arbeitete er als Übersetzer im HOPE-Center, wo Patienten nach ihrer erfolgreichen Operation betreut werden. Die Arbeit machte ihm großen Spaß. Außerdem war es eine tolle Gelegenheit, seine Englischkenntnisse weiter zu verbessern.

Doch als die Coronapandemie ausbrach, musste Mercy Ships den Einsatz abbrechen und den Senegal verlassen. Boubacar stand vor der Frage, wie es nun für ihn weitergehen soll. Die Arbeit mit den Patienten und die vielen tollen Erfahrung hatten in ihm etwas ausgelöst. „Wir sollten alle nach Hause in unsere alten Jobs zurückkehren“, erzählt er. „Doch die Arbeit bei Mercy Ships war so interessant und inspirierend. Also sagte ich zu meinen Kollegen: ,Auch wenn wir keine Ärzte sind, können wir unseren Mitmenschen helfen‘.“

Die Pandemie-Helfer

Boubacar begann zusammen mit anderen senegalesischen Kollegen damit, einen Plan zu entwerfen, wie sie etwas gegen die Pandemie tun können. Ihr Ziel war es, die Menschen zu informieren, damit sie Corona verstehen und wissen, wie sie sich davor schützen können. Es war der Beginn der Pandemie und im Senegal herrschte, wie in vielen anderen Ländern auch, eine gewisse Skepsis. „Die Leute haben keine Masken getragen. Sie haben nicht glauben wollen, dass Masken helfen können. Unsere erste und wichtigste Aufgabe war es, die Menschen davon zu überzeugen, dass es Corona wirklich gibt und dass sie sich schützen müssen“, berichtet Boubacar.

Boubacar scharrte eine Gruppe von etwa 40 Mitstreiterinnen und Mitstreiter um sich. Ein Bekannter lieh ihnen sein Auto. Die Mitglieder der Gruppe opferten ihre Zeit und ihr Geld, fuhren durchs Land, verteilten Desinfektionsmittel und Masken und klärten die Menschen auf. „Vor meiner Arbeit bei Mercy Ships wusste ich nichts über Gesundheit und Schutzmaßnahmen. Aber in meiner Zeit im HOPE-Center habe ich viel darüber gelernt. Dieses Wissen konnten wir nun gut gebrauchen“, erzählt Boubacar. Er und sein Team blieben nicht in den sicheren Regionen des Senegal – ganz im Gegenteil! „Wir lasen die Berichte des Gesundheitsministeriums und fuhren dorthin, wo es die meisten Coronafälle gab.“

Immer weitermachen

Mehrere Monate lang fuhr die Gruppe von Hochrisikogebiet zu Hochrisikogebiet – lange bevor es einen Impfstoff gab. Natürlich schützen sie sich, wie sie es bei Mercy Ships gelernt hatten. Dennoch hatten sie oft Angst: „Natürlich hatten wir Angst, das ist menschlich. Aber der beste Weg, diese Angst zu bekämpfen, ist mich selbst zu schützen.“ Boubacar wusste, dass er und sein Team über das nötige Wissen verfügten und alle Vorsichtsmaßnahmen ergriffen, um eine Ansteckung mit Corona zu vermeiden. „Das gab uns die Kraft weiterzumachen“, erinnert er sich.

Als der Einsatz von Boubacar und seinem Team an Fahrt gewann, erregte er Aufmerksamkeit. Boubacar wurde im Fernsehen und auf vielen Youtube-Kanälen interviewt. Dann meldet sich das senegalesische Gesundheitsministerium bei ihm: „Sie riefen uns an und sagten uns: ‚Alles, was ihr braucht – Materialien, Handdesinfektionsmittel, Masken – das werden wir euch geben‘.“ Rund sechs Monate lang reiste die Gruppe von Dorf zu Dorf und vermittelte in diesen ersten beängstigenden Tagen der Pandemie Wissen über Schutzmaßnahmen und Infektionswege.

Das Wichtigste

Als die Africa Mercy 2022 in den Senegal zurückkehrte, nahm Boubacar seine Arbeit als Übersetzer wieder auf – dieses Mal im Kommunikationsteam. In dieser Funktion begleitet er die Patienten auf ihrem gesamten Weg, von der Operation über die Reha bis zur Rückkehr nach Hause. Die Arbeit ist nicht immer einfach. „Ich bin immer todmüde, wenn ich abends nach Hause komme. Aber morgens, nach dem Aufwachen, freue ich mich auf die wunderbare Aufgabe, die ich habe. Wir leisten bei Mercy Ships so viel für die Menschen im Senegal. Das gibt mir Energie“, erzählt er lachend.

Bevor Boubacar zu Mercy Ships kam, kannte er die ländlichen Regionen seines Heimatlandes Senegal kaum. „Bei meinen Reisen durchs Land während der Pandemie, sah ich das erste Mal, wie arm viele Menschen hier sind. Viele haben mir gesagt: ,Wir waren noch nie in einem Krankenhaus.‘ Wenn ich sie dann gefragt habe, warum sie noch nie in einem Krankenhaus waren, sagten sie: ,Weil es zu teuer ist‘“, berichtet er.

Die Not in seinem Heimatland zu sehen, hat Boubacars Sicht auf die Welt und auf seinen Platz darin verändert. „Zu Wissen, in welcher Armut viele meiner Landsleute leben, hat mich zu einem anderen Menschen gemacht. Ich möchte ihnen helfen.“ Vor drei Jahren begann er als Übersetzer zu arbeiten. Doch heute ist der Dienst an seinen Mitmenschen zu seiner Berufung geworden. „Den Menschen dieses Lächeln zu schenken, ihnen diese Freude zu bereiten, ist das Wichtigste und gibt mir Kraft“, strahlt er.

Eindrücke von Boubacars Einsatz

Die direkte chirurgische Versorgung und die medizinische Ausbildung sind beides wichtige Bestandteile der Mission von Mercy Ships. Erfahren Sie mehr darüber, wie die Ausbildung von Menschen wie Boubacar und anderen einheimischen Fachkräften dazu beitragen kann, Gesundheitssysteme zu stärken und dauerhafte Veränderungen zu bewirken.

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Micha Knodt

ist als Referent für Presse- & Öffentlichkeitsarbeit gerne im Austausch mit unseren ehrenamtlichen Fachkräften

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