Geteiltes Leid wird doppelte Freude

Osseynou und Assane wurden wegen ihrer gebogenen Beine ausgelacht, und das Spielen bereitete Ihnen große Schmerzen. Eine kostenlose Operation änderte alles.

Titelbild Patienten Ouseseynou und Assane

Die Zwillinge Ousseynou und Assane sehen sich zum Verwechseln ähnlich. Aber, wer sich Zeit nimmt und genauer hinschaut, kann entdecken, dass die zwei Jungs ganz unterschiedliche Charaktere haben. Ousseynou ist extrovertiert und frech, Assane eher still und zurückhaltend. Trotzdem sind die beiden 5-jährigen ein eingespieltes Team.

Spott und Schmerzen wegen gebogener Beine

Sie haben ja auch viel gemeinsam. Nicht nur ihr hübsches Aussehen. Auch eine Krankheitsgeschichte. Je größer die beiden wurden, desto mehr bewegten sich ihre Knie auseinander. Zunächst ging der Zustand als „Fußballerbeine“ durch. Doch als der Abstand zwischen dem linken und dem rechten Knie immer größer wurde, wurden sie von ihren Spielkameraden ausgelacht und ausgeschlossen. Ihre Eltern nahm das sehr mit. Abdukka und Awa waren verzweifelt, weil sie nichts tun konnten, um ihre geliebten Kinder vor dem beißenden Spott zu schützen.

"Es hat mich innerlich zerrissen, zusehen zu müssen, wie die eigenen Nachbarn sich über unsere Kinder lustig machen,“ sagt Awa, die Mutter. „Wir konnten und wollten die beiden ja nicht einfach wegsperren. Deshalb mussten wir damit leben, dass sie von den Leuten behandelt wurden, als wären sie minderwertig."

Voriger
Nächster

Eine Krankenschwester vor Ort weiß Rat

Im Ort gab es eine Klinik. Mame Sor war dort Krankenschwester. Sie kannte die Familie mit ihrem Leid, und es ließ ihr keine Ruhe. Deshalb setzte sie alle Hebel in Bewegung, um eine Lösung für das Problem zu finden. Eines Tages hörte Mame Sor, dass die Africa Mercy für ihren nächsten Einsatz im Senegal anlegen würde. Sofort erzählte sie es Awa, und gemeinsam meldeten sie die Zwillinge für eine Operation an.

343 Kilometer zum Hafen - Zum ersten Mal von zu Hause weg

Als dann die Operation unmittelbar bevorstand, packte Mame Sor die Jungen samt ihrer Mutter ins Auto und fuhr sie 343 Kilometer nach Dakar. Im Hafen der Hauptstadt lag die Africa Mercy vor Anker. Die Zwillinge waren furchtbar aufgeregt. Soweit waren die beiden Fußballfans noch nie von zu Hause weg gewesen, und noch nie lag die Heilung so nah. Ganz abgesehen davon, dass sie noch nie ein Schiff in dieser Größe gesehen hatten.

Voriger
Nächster

Auch Awa war nervös wegen der vielen neuen Eindrücke. Sie konnte es vor Aufregung fast nicht mehr aushalten, als die Krankenpfleger ihre Söhne in den Operationssaal brachten. Bei ihrer Rückkehr in den Aufwachraum kannte die Freude dann keine Grenzen.

"Als ich zum ersten Mal ihre geraden Beine in den Schienen gesehen habe, war ich überglücklich!"

In den Wochen danach stand für Ousseynou und Assane ein umfangreiches Reha-Programm an. In Windeseile eroberten sie die Herzen der ganzen Besatzung. Schon bald konnten sie ins sogenannte HOPE (hospital outpatient extension)-Center an Land verlegt werden. Dort trainierten sie eifrig, und so ging es den Jungs von Tag zu Tag besser. Im HOPE-Center trafen sie viele andere junge Patienten, unter denen sie schnell Freunde fanden.

Jetzt geht die Arbeit erst richtig los - aber Reha macht auch Spaß

Bald waren die Beine so weit verheilt, dass die Schienen entfernt werden konnten. Jetzt ging es mit der Physiotherapie erst richtig los: Die Zwillinge mussten vor allem ihre Muskeln kräftigen. Auch das Gleichgewicht zu halten war schwieriger als gedacht, denn Ihre geraden Beine bewegten sich völlig anders, als sie es gewohnt waren. Aber trotz der ganzen Anstrengung machte die Reha den Jungen viel Spaß. Endlich konnten sie sich wieder bewegen. Die Therapeuten verpackten ihre Übungen in witzige Spiele, so dass Ousseynou und Assane sich vor Lachen manchmal kaum halten konnten. Sie machten schnell Fortschritte und zum Schluss bewegten sie sich schneller und geschickter als jemals zuvor.

Voriger
Nächster

"Nie habe ich meine Söhne so rennen gesehen Das alles haben wir der Operation zu verdanken. So eine Gelegenheit bekommt man nur einmal."

Auch zu Hause hat sich für Ousseynou und Assane das Leben komplett verändert. Kein Grund mehr für Hänseleien. Wenn sie sieben Jahre alt sind, können sie selbstbewusst in die Schule gehen und ihre Zukunft selbst in die Hand nehmen.

 

Autor: Markus Wittmer

Letzte Blogposts

Emmanuel

Ab morgen darf ich wieder leben

Emmanuel kam als erster Patient in Sierra Leone an Bord der Global Mercy. Seit vier Jahren litt er unter einem faustgroßen Tumor am Hals. Konnte er an Bord endlich geheilt werden?

Stephanie Pape Apothekerin

Eine Überdosis Nächstenliebe

Das Leben der 48-jährigen Apothekerin Stephanie Pape aus Niedersachsen ist alles andere als alltäglich. Und das nicht erst, seitdem sie sich im Januar 2024 auf der Global Mercy zum ehrenamtlichen Dienst gemeldet hat. Denn über das derzeitige Einsatzland Sierra Leone hat sie ihre ganz eigene Geschichte zu erzählen.

freiwillige Friederike Ambacher

Ein einzigartiger Dienst

Als die 25-jährige Kinderkrankenpflegerin Friederike Ambacher aus Tübingen im November 2023 nach Sierra Leone zur Global Mercy reiste, begann für sie ein großes persönliches Abenteuer. Im Interview erzählt sie nun über ihre erste Zeit an Bord, den Arbeitsalltag, die Besonderheiten auf einem Hospitalschiff und ein einzigartiges Weihnachtsfest in Afrika.

Tags

TEILEN

Helfen Sie Kindern wie Ousseynou und Assane!

Micha Knodt
Micha Knodt

Micha Knodt berichtet als Referent für Öffentlichkeitsarbeit über unsere Einsätze und die Arbeit auf den Hospitalschiffen.

Ähnliche Beiträge