Eine Überdosis Nächstenliebe

Als Apothekerin im Einsatz für Mercy Ships

Für gewöhnlich arbeitet Stephanie Pape (48) als Apothekerin im niedersächsischen Stade. Normalerweise. Aber das Leben der 48-Jährigen ist alles andere als alltäglich. Und das nicht erst, seitdem sie sich im Januar 2024 auf der Global Mercy, dem größten privaten Hospitalschiff der Welt, zum ehrenamtlichen Dienst gemeldet hat. Denn über das derzeitige Einsatzland Sierra Leone hat sie ihre ganz eigene Geschichte zu erzählen: So war sie bereits 2022 zu Forschungszwecken in dem westafrikanischen Land unterwegs. Seither engagiert sie sich für eine Verbesserung der dortigen Gesundheitsversorgung, insbesondere in Gefängnissen. Durch ihren rund dreimonatigen Einsatz bei Mercy Ships möchte sie dem Land und den Menschen nun etwas zurückgeben – denn die Herzlichkeit und Gastfreundschaft der Sierra-Leoner hat sie nachhaltig beeindruckt und tiefe Spuren der Dankbarkeit in ihrem Herzen hinterlassen.

Liebe Stephanie, wenn ich Deine Vita lese, hast Du eine wirklich beachtliche Liste an beruflichen Qualifikationen vorzuweisen. So bist Du nicht nur approbierte Apothekerin und Fachapothekerin für Arzneimittelinformation, sondern auch Health Care Managerin und Flotillenapotheker der Reserve. Darüber hinaus verfügst Du über diverse Master-Abschlüsse und promovierst derzeit im Bereich Public Health – wie kommt es, dass Du jetzt ehrenamtlich an Bord unseres Hospitalschiffes tätig bist?

Durch meinen Beruf und meine Forschungsarbeit ist in mir schon lange der Wunsch entstanden, meine Fähigkeiten auch ehrenamtlich im Dienste der globalen Gesundheitsversorgung einzusetzen. Die Arbeit auf der Global Mercy ist für mich eine wertvolle Chance, mich sinnstiftend und im Sinne der christlichen Nächstenliebe für das Wohl von benachteiligten Menschen einzubringen und der Not in dieser Welt mit meiner medizinischen Fachexpertise zu begegnen. In meiner Funktion als Flotillenapotheker der Reserve engagiere ich mich für die sanitätsdienstliche Gesundheitsversorgung auf Schiffen der Bundeswehr – als ich von der offenen Apothekerposition bei Mercy Ships erfahren habe, war die Entscheidung für mich daher schnell klar – das musste ich einfach machen!

Die Global Mercy ist zur Zeit Deines Dienstes in Sierra Leone im Einsatz. Genau in dem Land, welches Du im Rahmen Deiner Forschungsarbeit besucht hast. Was genau hast Du dort untersucht?

Als klinische Pharmazeutin habe ich in Deutschland an einer forensischen psychiatrischen Klinik gearbeitet und eine Masterarbeit über Tuberkulose-Untersuchungen in den Gefängnissen Berlins geschrieben. Mein Forschungsinteresse beinhaltet unter anderem Tuberkulose-Untersuchungen im Strafvollzug von Staaten mit geringer medizinischer Infrastruktur. Als ich mich bei Mercy Ships bewarb, hätte ich niemals gedacht, dass ich meine ehrenamtliche Tätigkeit ausgerechnet in Sierra Leone, dem Modelland meiner Forschungsarbeit, ausüben würde.

Während einer dreiwöchigen intensiven Recherche vor Ort, habe ich unglaublich hilfsbereite, gastfreundliche und herzliche Menschen in Sierra Leone kennengelernt, darunter auch Mitarbeiter der Medical Care Outreach Foundation (MCOF). Das ist eine gemeinnützige Organisation, die sich für die Gesundheitsversorgung in abgelegenen Gebieten des Landes einsetzt. Nur mit der Unterstützung solch engagierter Menschen, konnte ich jene Einblicke bekommen, die ich für meine Forschung benötigte – dafür bin ich sehr dankbar. Jetzt ist es einfach wunderbar, dass ich den Menschen in diesem Land mit meinem Dienst an Bord der Global Mercy etwas zurückgeben kann.

Jetzt ist es einfach wunderbar, dass ich den Menschen in diesem Land mit meinem Dienst an Bord der Global Mercy etwas zurückgeben kann.“
Stephanie Pape

Wie genau sieht Deine Tätigkeit in der Schiffsapotheke der Global Mercy aus? Ist es vergleichbar mit Deiner Arbeit, die Du aus dem deutschen Klinikalltag kennst?

Grundsätzlich ist die Arbeit an Bord mit den Aufgaben eines Krankenhausapothekers vergleichbar. Zusammen mit meinen Kolleginnen und Kollegen verantworte ich die Arzneimittelversorgung der Stationen und OPs und bin zuständig für die individuelle Medikamentenversorgung der Patienten gemäß ärztlicher Verordnung. Auch die Lagerhaltung sowie Beratung von Ärzten und Pflegekräften zu arzneimittelbezogenen Fragen fällt in meinen Zuständigkeitsbereich. Schlussendlich sind wir auch für unsere ehrenamtliche Crew im Krankheitsfall da und nehmen darüber hinaus an Arztvisiten teil.

Hier an Bord werden zudem die benötigten Arzneimittel, wie beispielsweise Tabletten und Kapseln, aus großen Vorratsgefäßen gemäß ärztlicher Verordnung abgezählt und ausgegeben. In deutschen Krankenhäusern verwenden wir vorwiegend die automatisierte patientenindividuelle Verblisterung oder Fertigarzneimittel zur direkten Abgabe an die Patienten.

Was hat sich durch Deinen Einsatz bei Mercy Ships für Dich verändert? Wie hast Du diese Zeit persönlich erlebt?

Ich habe sehr schnell eine starke innere Zufriedenheit in meiner Zeit an Bord entwickelt. Es ist absolut fantastisch, sein Wissen und seine Fähigkeiten dort einzubringen, wo medizinische Hilfe für Menschen normalerweise nicht ankommt. Das mitzuerleben und daran mitzuwirken, wie menschliche Fürsorge dazu führt, dass Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit in neue Lebensfreude und Optimismus verwandelt werden – das ist wirklich eine besondere Erfahrung, für die ich zutiefst dankbar bin. Für mich kann es nichts Sinnvolleres geben, als in einer Welt der Ungleichheit, Menschen die Hand zu reichen, um ihnen in ihrer Not mit Hilfe zu begegnen. 

Es ist absolut fantastisch, sein Wissen und seine Fähigkeiten dort einzubringen, wo medizinische Hilfe für Menschen normalerweise nicht ankommt.“
Stephanie Pape

Danke liebe Stephanie, für diese sehr interessanten Einblicke in Deine Arbeit an Bord unseres Hospitalschiffes und weiterhin alles Gute und Gottes Segen für Dich.

Werden auch Sie Teil unserer ehrenamtlichen Crew!

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Dominic Pithan
Dominic Pithan

berichtet bei Mercy Ships über die beeindruckenden Erfahrungen der ehrenamtlichen Crew.

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