Befreit von einer Last
Deutsche Ärzte helfen bei Operation: Fünf Kilogramm schwerer Tumor erfolgreich vom Rücken entfernt
Der Tumor auf dem Rücken des 38-jährigen Fidisoa war zunächst nur ein winziger Pickel. Doch mit der Zeit wurde er größer und größer und wuchs schließlich auf den Umfang einer Faust heran. Schon bald war der Tumor so groß geworden, dass die Menschen dachten, Fidisoa trage einen Rucksack unter seiner Kleidung.
Der heute 53-jährige Madagasse hat einen langen Leidensweg hinter sich. 15 Jahre seines Lebens verbrachte er mit der Last eines massiven Tumors auf seinem Rücken – aber er war stets entschlossen, Hilfe zu finden. „Ich war in drei verschiedenen Krankenhäusern und wurde dreimal operiert“, sagt er und erklärt, dass er 2015, 2018 und 2021 in lokalen Krankenhäusern auf Madagaskar operiert worden war. Doch die Operationen hätten nicht zu einer dauerhaften Heilung geführt. „Nach jeder Operation wuchs er wieder nach.“
Der Tumor war damit nicht nur eine rein körperliche, sondern auch eine finanzielle Belastung. In seiner verzweifelten Suche nach Hilfe, gab Fidisoa seine ganzen Ersparnisse für die Behandlungen aus.
Ersparnisse aufgebraucht
„Die erste Operation kostete 600.000 Ariary (etwa 130 Euro), da der Tumor damals noch vergleichsweise klein war. Die zweite Operation kostete 1.300.000 Ariary (etwa 280 Euro) und die dritte Operation 5.000.000 Ariary (etwa 1.200 Euro). Die erste und die zweite Operation wurden mit all dem Geld bezahlt, das ich im Laufe der Jahre erarbeitet und gespart hatte“, berichtet der Madagasse über die kostspieligen Behandlungen. Um seine dritte Operation im Jahr 2021 bezahlen zu können, nahm Fidisoa eine Arbeit im Ausland an, um die letzten Mittel aufzubringen, die er dafür benötigte.
Die Arbeit als Bauarbeiter und Reisbauer wurde für Fidisoa immer beschwerlicher, da das Gewicht des Tumors es nahezu unmöglich machte, längere Zeit am Stück körperlich aktiv zu sein. Er konnte nicht lange auf dem Rücken schlafen, ohne Schmerzen zu haben. Doch er wollte nicht untätig bleiben. Die Verantwortung als Familienvater von drei Kindern trieb ihn dazu, weiterhin hart auf den Feldern zu arbeiten und für seine Lieben zu sorgen.
Nachdem er so viele Jahre mit dem wachsenden Tumor gelebt hatte, kam die Hoffnung schließlich 2015 in Form einer Nachrichtenmeldung:
„Ich hatte in den Nachrichten von Mercy Ships gehört, aber damals wusste ich nicht, wie ich aufgenommen werden konnte“, gibt er zu. Als Mercy Ships dann im Jahr 2024 nach Madagaskar zurückkehrte, wurde Fidisoa von einem ehrenamtlichen Ärzteteam untersucht und an Bord der Africa Mercy für eine Operation registriert.
Der Tag, an dem Fidisoa endlich an Bord des Hospitalschiffs ging, war für ihn unvergesslich:
„Heute ist mein 53. Geburtstag, und dass ich morgen kostenlos operiert werde, ist das beste Geburtstagsgeschenk, das ich je bekommen habe. Die Pflegekräfte hier sind so nett und haben sogar ein Geburtstagslied für mich gesungen.“
– Fidisoa Joelina
Endlich operiert
Nach der vierstündigen Operation wartete Fidisoas Familie, darunter seine Frau, seine Tochter und seine Schwester, vor dem Operationssaal auf ihn. Sie waren überglücklich, als sie sahen, dass der Tumor verschwunden war.
„Sie waren über mein verändertes Aussehen sehr erstaunt“, erinnert sich Fidisoa mit einem Lächeln. „Ich danke all den liebevollen, bescheidenen Menschen bei Mercy Ships und allen, die dies möglich gemacht haben.
Dr. Tertius Venter, ehrenamtlicher plastischer Chirurg aus Südafrika, leitete das internationale Ärzteteam, dem auch der gebürtige Berliner Chirurg Dr. Konrad Mende und die Anästhesistin Dr. Andrea Schlüter aus Jena angehörten. Sie entfernten das Hibernom am Rücken Fidisoas. Dr. Venter erklärte, dass der Tumor, mit einem Gewicht von fünf Kilogramm, nun endgültig verschwunden sei. Nach früheren Operationen war der Tumor wieder gewachsen, weil nicht das gesamte abnorme Gewebe entfernt worden war. „In seinem Fall benötigten wir viel Zeit, weil das abnorme Gewebe auch in seine Muskeln eingedrungen war. Jetzt haben wir es vollständig entfernt“, erklärt Dr. Venter.
Endlich war Fidisoa von der Last befreit, die er so lange getragen hatte. Nun konnte er endlich wieder ein normales Leben führen.
Eine neue Perspektive für die Zukunft
„Ich freue mich darauf, sofort wieder auf der Farm zu arbeiten, auf der ich Reis anbaue. Ich habe vor, ein altes Motorrad zu reparieren, das ich zu Hause habe, und damit Säcke mit Reis an meine Kunden zu liefern. Vielleicht werde ich mit der Zeit auf die Komoren reisen, um dort Bauarbeiten zu verrichten, aber vorerst bleibe ich in Madagaskar“, sagt er optimistisch.
Fidisoa lächelt und seine Augen leuchten. Er erzählt darüber, dass die biblischen Verse in Matthäus 11, 28-30 nun eine neue persönliche Bedeutung für ihn haben, da ihm buchstäblich eine Last von seinem Rücken genommen wurde: „Kommt her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid, so will ich euch erquicken. Nehmt mein Joch auf euch und lernt von mir; denn ich bin sanftmütig und von Herzen demütig; so werdet ihr Ruhe finden für eure Seelen. Denn mein Joch ist sanft, und meine Last ist leicht.“
Helfen Sie Menschen wie Fidisoa
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erzählt die beeindruckenden Geschichten unserer Patienten von der Africa Mercy.
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