Aufbruch ins Ungewisse

Als Ehepaar im Einsatz für die Menschen in Afrika

Job gekündigt, Wohnung aufgelöst, nur ein einfaches Ticket ohne Rückflug in der Hand. Timo (29) und Ines (27) Eschbach aus dem österreichischen Linz haben den Schritt ins Ungewisse gewagt. Die beiden sind seit drei Jahren verheiratet und teilen eine gemeinsame Sehnsucht: ein sinnstiftendes Leben, das Spuren hinterlässt. Ihre Suche führte sie zu Mercy Ships, wo sie von März bis Juni 2025 als Elektriker und Krankenschwester auf der Global Mercy ehrenamtlich für Menschen in Not im Einsatz waren.

Timo, Ines, Eure Entscheidung, nach Afrika zu gehen – die fällt man ja nicht von heute auf morgen. Wie hat sich dieser Wunsch bei Euch entwickelt?

Timo: Nein, das war tatsächlich ein längerer Prozess. Schon als wir uns kennenlernten, war das Thema Mission und humanitäre Hilfe präsent. Wir wussten früh, dass wir kein klassisches Leben mit einem ganz normalen Job, Haus, Kindern und Auto führen wollten. Unser Wunsch war es, ein Leben zu führen, das Spuren im Leben anderer hinterlässt.

Ines: Für mich war schon früh klar, dass ich Menschen helfen möchte, die keinen Zugang zu medizinischer Versorgung haben, und gleichzeitig wollte ich meinen Glauben in meinem Beruf leben können.

Und warum war es dann gerade Mercy Ships, was hat Euch so angesprochen?

Timo: Zum einen natürlich, weil wir beide unsere Berufe sinnvoll einsetzen können. Aber, mich hat auch berührt, dass Mercy Ships nicht nur Operationen ermöglicht, sondern Menschen langfristig Hoffnung schenkt. 

„Bei Mercy Ships geht es nicht nur darum, Menschen medizinisch zu versorgen, sondern ihnen auch neue Perspektiven zu eröffnen. Dort erfahren Menschen nicht nur Heilung, sondern erleben auch Hoffnung. Genau das ist es, was Jesus wollte – dass wir Hoffnungsträger sind. Da wollen wir Teil von sein“
Timo Eschbach

Wisst ihr noch, wie es war, als ihr das erste Mal an Bord gekommen seid – was ging Euch da durch den Kopf?

Ines: Mein erster Gedanke war: Wow, das Schiff ist riesig! (lacht) Ich habe mich gefragt, ob ich den Weg vom Speiseraum zurück in meine Kabine überhaupt wiederfinden werde. Gleichzeitig war es ein besonderer Moment, die Gangway hinaufzugehen und endlich an dem Ort anzukommen, auf den wir uns so lange vorbereitet hatten – unserem Zuhause für die nächsten Monate. Dieses Gefühl war einfach wunderschön. Und abgesehen von dieser Größe habe ich mich sofort als Teil der „Familie“ gefühlt.

Timo: Das kann ich bestätigen. Und es gibt an Bord viele schöne Ecken, wo man es sich gemütlich machen kann, wenn man mal eine Pause braucht. Das macht viel aus. Besonders ans Herz gewachsen ist uns Deck 9: Dort haben wir oft zu Abend gegessen und die schönsten Sonnenuntergänge bestaunt. Oder das Café – ein perfekter Treffpunkt für gute Gespräche und kleine Auszeiten.

Wie schön, dass ihr Euch gleich zuhause gefühlt habt. Könnt Ihr einen typischen Tag während Eures Einsatzes beschreiben? Was hat Euch dabei am meisten Freude gemacht?

Ines: Meine Schichten dauerten acht Stunden. Je nach Einteilung hatte ich vormittags oder nachmittags frei, da habe ich oft mit Kollegen etwas unternommen. Die Arbeit selbst war sehr vielfältig: von der prä- bis zur postoperativen Betreuung der Patienten. Was mich besonders begeistert hat: Wir haben nicht nur gepflegt, sondern auch gesungen, getanzt und gespielt. Das ist so anders als im Krankenhaus Zuhause. Und die Freude der Patienten nach einer erfolgreichen OP mitzuerleben, das war für mich jedes Mal ein Highlight.

Timo: Bei mir sah der Tag etwas anders aus. Nach den morgendlichen Andachten und einem kurzen Briefing ging es an die Arbeit: Routinechecks, Reparaturen oder Projekte zur Verbesserung elektrischer Anlagen. Das Spannende war, dass man nie genau wusste, was kommt. Manchmal musste man spontan improvisieren. Trotzdem war immer Zeit für eine Kaffeepause und gute Gespräche mit den Kollegen. Genau diese Mischung aus Arbeit, Gemeinschaft und Glauben habe ich sehr geschätzt.

Gab es bestimmte Momente, die Euch besonders geprägt oder bewegt haben?

Ines: Einer der bewegendsten Momente für mich war nach einem Nachtdienst. Ein Patient konnte nicht schlafen, er machte sich so viele Gedanken und Sorgen. Also hat er uns gebeten, mit ihm „Amazing Grace“ zu singen. Und das hat ihn so beruhigt, Gott hat ihm wirklich Frieden geschenkt. In solchen Momenten wird spürbar, wie viel Trost im gemeinsamen Gebet liegt. Und ich denke an eine Patientin, die gleich an meinem ersten Tag an Bord operiert wurde. Sie blieb fast drei Monate, weil die Operation und der Heilungsprozess sehr aufwendig waren. Anfangs war sie verschlossen, sprach kaum, und die Kommunikation war wegen der Sprachbarriere schwierig. Aber nach einigen Wochen wurde sie offener, lachte mehr, und am Ende war sie wie verwandelt: Sie hat getanzt, uns umarmt, und trotz der Sprachbarrieren haben wir eine besondere Verbindung aufgebaut. Diese Verwandlung mitzuerleben, werde ich nie vergessen.

Timo: Bei mir war es ein junger Mann aus Sierra Leone. Er hat uns einmal gezeigt, wo er aufgewachsen ist, nur ein paar Minuten vom Schiff entfernt. Zu sehen, unter welchen Bedingungen die Menschen dort leben müssen, war für mich ein prägendes Erlebnis. Gleichzeitig haben mich seine Stärke und Offenheit tief beeindruckt und ich bin ihm sehr dankbar, dass er uns die Realität in seiner Heimat gezeigt hat. Da wird einem nochmals mehr bewusst, wie wichtig die Arbeit von Mercy Ships ist.

Nun seid ihr zurück in Linz: Welche Eindrücke oder Erfahrungen aus Sierra Leone begleiten Euch noch heute?

Ines: In unserer Freizeit sind wir oft an Land gegangen, haben die Natur entdeckt und die Kultur besser kennengelernt. Mercy Ships bietet auch die Möglichkeit, soziale Einrichtungen wie ein Waisenhaus oder eine Blindenschule zu besuchen und dort mitzuhelfen – das hat uns sehr bereichert. Besonders beeindruckt haben uns die Menschen selbst: ihre Herzlichkeit, ihre Offenheit und der respektvolle Umgang miteinander. Bemerkenswert ist auch, wie Christen und Muslime dort friedlich zusammenleben, und das trotz großer Armut, hoher Arbeitslosigkeit und mangelnder Bildung. Gleichzeitig haben wir gesehen, wie dramatisch die medizinische Versorgung ist. Es fehlt schlicht an allem: gut ausgebildetem Personal, Material und finanziellen Mitteln. 

„Jeden Tag wird man mit Armut konfrontiert, und das lehrt einen, das eigene Leben auf eine neue Art zu schätzen. Ich bin dankbarer für Dinge, die selbstverständlich erscheinen – fließendes Trinkwasser, ein funktionierendes Gesundheitssystem, die Möglichkeit, jederzeit ins Auto zu steigen oder Freunde und Familie zu besuchen.“
Ines Eschbach

Timo: Ja, tatsächlich werden wir noch dieses Jahr im Herbst bis Anfang nächsten Jahres auf das Schiff gehen. Und wir freuen uns schon riesig!

Ines: Und allen, die überlegen, sich zu bewerben, möchte ich sagen: Tu es – warte nicht, bis die Umstände perfekt sind. Es lohnt sich! Ein Einsatz verbindet Beruf, Glauben und Abenteuer. Eine einzigartige Erfahrung, die einem niemand mehr nehmen kann.

Liebe Ines, lieber Timo, vielen Dank für das offene und herzliche Gespräch. Eure Geschichte ist bewegend und macht Mut, neue Wege zu gehen, Vertrauen zu wagen und Hoffnung weiterzugeben. Wir wünschen Euch für Euren weiteren Weg von Herzen alles Gute und Gottes Segen!

Wollen auch Sie ein Teil sein?

Werden Sie Teil von Mercy Ships und setzen Sie Ihr Wissen und Ihre Fähigkeiten dort ein, wo es am meisten gebraucht wird. 

Wir stehen Ihnen für alle Ihre Fragen gerne telefonisch unter 0 8191 98550-14 zur Verfügung. Mehr zu unseren Stellenangeboten finden Sie hier.

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Bild von Stefanie Odersky
Stefanie Odersky

interviewte Ines und Timo vor und nach ihrem Einsatz auf der Global Mercy.

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