„Marche, marche!“
Julia Jettkandt über die Bedeutung von Bewegung und Freude auf dem Weg zur Heilung
Julia Jettkandt (39) arbeitet als Pflegefachfrau auf der Kinderintensivstation in Basel. Anfang des Jahres erfüllte sie sich einen lang gehegten Traum: Für zwei Monate war sie an Bord des Hospitalschiffs Africa Mercy, das vor der Küste Madagaskars im Einsatz ist. Im Interview erzählt sie von berührenden Begegnungen und davon, warum Pflege und Helfen für sie mehr ist als ein Beruf.
Julia, wie hast Du Deinen Einsatz auf der Africa Mercy erlebt?
Er war intensiv, herausfordernd – und wunderschön. Ich war zwei Monate an Bord, von März bis Mai, und habe Patientinnen und Patienten vor und nach ihren Operationen betreut. Die Pflege dort ist viel beziehungsorientierter als in der Schweiz. Es geht weniger um Technik, mehr um Nähe, Vertrauen, Menschlichkeit. Am meisten werde ich „marche, marche“ vermissen.
Was genau ist „Marche, marche“?
„Marche, marche“ ist französisch und eine liebevolle, motivierende Aufforderung – so etwas wie: „Los, los! Geh, geh!“ Jeden Tag ziehen wir gemeinsam mit Musik und guter Laune durch den Gang. Wir singen, klatschen, tanzen und alle, die aufstehen können, machen mit. Für viele ist das das Highlight des Tages. Für uns im Team übrigens auch. Es bringt Bewegung, Lebensfreude und ganz viel Verbindung.
Wie kam es dazu, dass Du Dich beworben hast?
Ich wollte schon als Kind in Afrika arbeiten. Eine Kollegin bei uns auf der Kinderintensivstation hatte eine Mercy Ships-Trinkflasche – sie war schon mehrfach im Einsatz. Ihre Begeisterung war so ansteckend, dass ich mir dachte: Ich versuch’s einfach. Und es hat geklappt.
Gab es einen Moment, den Du nie vergessen wirst?
Ja, als mein erster Patient entlassen wurde. Sein Lachen, seine Umarmung. Das war pure Freude. Entlassungen auf dem Schiff sind wie kleine Feste: mit Musik, Applaus und Spalier im Gang. Ich hatte Tränen in den Augen vor Rührung und vor Glück.
Was nimmst Du für Dich persönlich mit?
Dankbarkeit. Und das Gefühl: Es ist eigentlich ganz einfach, Gutes zu tun. Ich habe gelernt, wie wichtig Beziehungsarbeit ist und dass man sie überall leben kann, auch im Klinikalltag zu Hause. Man muss nicht viel tun. Man muss nur da sein – wirklich da sein.
Liebe Julia, vielen Dank für Deinen Mut, Dein Engagement und Deinen offenen Blick auf das, was Pflege ausmacht und das weit über medizinische Versorgung hinaus. Deine Erzählungen zeigen, wie viel Kraft in kleinen Gesten steckt, wie sehr Nähe heilt. Danke, für das schöne Interview.
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interviewte Julia Jettkandt über ihren Einsatz auf der Africa Mercy.
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