Ein einzigartiger Dienst
Einblicke in die ehrenamtliche Arbeit als Krankenpflegerin bei Mercy Ships
Als die 25-jährige Kinderkrankenpflegerin Friederike Ambacher aus Tübingen im November 2023 nach Afrika reiste, um ehrenamtlich auf dem größten, privaten Hospitalschiff der Welt zu arbeiten, begann für sie ein großes persönliches Abenteuer. Wie wird mein Arbeitsalltag aussehen? Wo wird mein persönlicher Platz sein? Wie ist das Leben an Bord? Die Antworten auf all diese Fragen waren für Friederike schnell gefunden. Im Interview erzählt sie über die erste Zeit an Bord, den Arbeitsalltag, die Besonderheiten auf einem Hospitalschiff und ein einzigartiges Weihnachtsfest in Afrika.
Liebe Friederike, wie war es für Dich im November in Freetown anzukommen? Hattest Du eine gute Reise?
Meine Anreise und Ankunft auf dem Schiff in Sierra Leone verliefen reibungslos. Dafür war ich wirklich sehr dankbar. Bereits am Flughafen in Brüssel traf ich auf andere ehrenamtliche Crew-Mitglieder von Mercy Ships. Das gab mir bei aller Vorfreude und Aufregung ein sicheres und gutes Gefühl, nicht allein zu sein. Nach einem langen Reisetag erreichten wir dann gegen Abend die Global Mercy im Hafen von Freetown. Dieser Moment war wunderschön und überwältigend zugleich: Dieses riesige Schiff, auf dem man sich auch nach zwei Monaten immer noch sehr leicht verlaufen kann, die vielen Informationen und all die neuen Menschen, die ich dort kennenlernte. Das Hospitality-Team von Mercy Ships erleichterte mir dabei den Start an Bord sehr, sodass ich mich schnell in meiner neuen Umgebung wohlfühlen konnte.
Wie können wir uns Deinen Alltag auf dem Hospitalschiff vorstellen? Auf welcher Station des Krankenhauses arbeitest Du?
Ich arbeite in verschiedenen Schichten, mal in Früh-, Spät- oder auch Nachtdienst. Bis Weihnachten war ich als Krankenschwester auf der Station für plastische Chirurgie tätig. Jetzt im neuen Jahr arbeite ich auf der Station für Kinderorthopädie.
Besonders liebe ich die Zeit am Nachmittag. Wir gehen mit den Patienten gemeinsam an Deck, spielen, tanzen und verbringen Zeit mit Ihnen. Und auch außerhalb der ehrenamtlichen Arbeit wird es nie langweilig. Es gibt so viele Möglichkeiten etwas zu erleben, sowohl bei Aktivitäten auf dem Schiff als auch bei Unternehmungen mit Freunden, die ich hier kennenlernen durfte.
„Besonders liebe ich die Zeit am Nachmittag. Wir gehen mit den Patienten gemeinsam an Deck, spielen, tanzen und verbringen Zeit mit Ihnen.
– Friederike Ambacher
Wie würdest Du den Unterschied in Deiner Arbeit an Bord zu Deinem Klinikalltag in Deutschland beschreiben? Was ist das Besondere bei Mercy Ships?
Natürlich der direkte Blick auf’s Wasser, wenn ich aus dem Fenster schaue (lacht)!
Zum einen arbeite ich zu Hause nicht auf einer chirurgischen Station. Das ist eine ganz neue Erfahrung für mich. Zum anderen genieße ich es sehr, dass ich hier viel mehr Zeit für die Beziehung zu den Patienten habe. Diese Zeit fehlt uns im deutschen Klinikalltag leider oftmals. Hier fühlt es sich auf der Station an, wie in einer großen Familie – jeder hilft jedem, man lernt die Geschichten der Patienten kennen und das Miteinander ist sehr zentral. Es ist eine sehr intensive Gemeinschaft.
Gibt es Patienten, die Dir besonders ans Herz gewachsen sind?
Ja, auf jeden Fall! Dadurch, dass die Patienten der plastischen Chirurgie für eine längere Zeit auf einer Station sind, hatte ich die Möglichkeit, sie besser kennenzulernen und eine richtige Beziehung zu ihnen aufzubauen. Ich erfahre etwas über ihr Leben und das Leiden durch ihre Erkrankung und sehe es als riesiges Privileg, Teil ihrer Geschichte sein zu dürfen. Für viele Patienten bedeutet die OP eine Chance auf eine ganz neue Zukunft. Es ist ein unbeschreibliches Gefühl, daran mitzuwirken.
„Für viele Patienten bedeutet die OP eine Chance auf eine ganz neue Zukunft. Es ist ein unbeschreibliches Gefühl, daran mitzuwirken.“
– Friederike Ambacher
Du warst auch über Weihnachten an Bord. Wie sind Deine persönlichen Eindrücke aus dieser Zeit?
Die Weihnachtszeit auf dem Schiff war für mich sehr besonders. Ich glaube nur selten sind so viele Menschen aus den verschiedensten Ländern und Kulturen an einem Ort vereint, um dieses Fest gemeinsam zu feiern. So gab es im Dezember viele weihnachtliche Veranstaltungen, in der die unterschiedlichsten Traditionen ihren Platz hatten. So haben wir zum Beispiel den niederländischen Sinterklaas gefeiert, das skandinavische Santa Lucia und einen schottischen Weihnachts-Ceilidh-Tanzabend. Wir konnten Plätzchen backen, dekorieren, Weihnachtsfilmabende genießen – es war ein wunderschöner, bunter Dezember. Am 24. Dezember wurde dann ein abendliches Weihnachtskonzert veranstaltet. Der 25. Dezember begann mit einem Weihnachtsgottesdienst. Im Anschluss gab es ein unglaublich leckeres Weihnachtsessen, welches monatelang geplant und vorbereitet wurde. Es war wirklich ein einzigartiges Fest.
Wie erlebst Du die Zusammenarbeit mit anderen Kolleginnen und Kollegen in diesem internationalen und interkulturellen Umfeld?
Ich liebe es, mit Menschen so unterschiedlicher Herkunft zusammenzuarbeiten. Es ist einfach superspannend, sich darüber auszutauschen, wie in anderen Ländern gearbeitet wird, wie die unterschiedlichen Gesundheitssysteme funktionieren und dabei dann auch voneinander zu lernen.
Ganz herzlichen Dank Friederike, dass Du mit uns Deine Erfahrungen und Erlebnisse an Bord der Global Mercy teilst. Ich freue mich, wenn wir nach Deiner Rückkehr auf Deine Einsatzzeit zurückblicken und bin schon jetzt sehr gespannt auf Deine persönlichen Highlights!
Werden auch Sie Teil unserer ehrenamtlichen Crew!
Menschen wie Friederike sind Herz und Motor von Mercy Ships. An Bord unserer Hospitalschiffe werden nicht nur ehrenamtliche Fachkräfte im medizinischen Bereich gesucht. Von der Kantine bis zum Kapitän sind vielfältigste Berufsfelder gefragt und für den zuverlässigen Betrieb der Schiffe unabdingbar. Nur gemeinsam als Team wird ein Hilfseinsatz zum Erfolg – nur zusammen können wir Hoffnung und Heilung zu den Ärmsten der Armen bringen.
Wir stehen Ihnen für alle Ihre Fragen gerne telefonisch unter 0 8191 98550-14 zur Verfügung. Mehr zu unseren Stellenangeboten finden Sie hier.
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führte das Interview mit Friederike während ihres Einsatzes an Bord der Global Mercy.
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