Coumba umarmt ihr Leben neu - mit beiden Armen

„Ich habe nur versucht, meinen Bruder zu retten.“

Seit 27 Jahren erzählt Coumba die Geschichte, wie sie bei einem Feuer ihren linken Arm so stark verbrannte, dass sie ihn für knapp drei Jahrzehnte nicht mehr benutzen konnte. „Ich kann es nicht vergessen, denn dieser Tag hat mein Leben verändert“, sagt sie.

Als es passierte, spielte die vierjährige Coumba wie jeden Tag auf der weitläufigen Farm ihrer Eltern. Es war ein Paradies für sie, mit viel Platz zum Rennen, Verstecken und Herumtoben. Gemeinsam mit ihren Geschwistern hatte sie viel Spaß. „Unsere Mutter hat früher mit Feuer gekocht“, erklärt sie. „Es war eine große Farm, also machte meine Mutter an einem Ort ein Feuer und ging dann woanders hin. Mein kleiner Bruder merkte vor lauter Eifer nicht, dass er zu nah am Feuer spielte. Er war so vertieft in sein Spiel. Eine Flamme erreichte ihn plötzlich und steckte ihn in Brand.“

Dann ging alles ganz schnell. Die kleine Coumba erkannte die gefährliche Lage sofort und rannte, um ihren Bruder zu retten. „Ich habe irgendwie versucht, das Feuer zu löschen“, erinnert sie sich. „Sein Schal hatte sich verfangen, aber ich konnte ihn nicht lösen, und das Feuer wurde immer größer.“ Verzweifelt rief sie nach ihrer Mutter um Hilfe. Doch zunächst hörte Coumbas Mutter ihre Schreie nicht, denn sie war zu weit entfernt. „Ich habe mit aller Kraft gezerrt und gezogen, habe dabei das Gleichgewicht verloren und bin dann auf meine linke Seite gefallen – mitten ins Feuer“, erzählt Coumba. „Mein Bruder war in Panik und hat laut geschrien. Das hat meine Mutter dann endlich gehört, sodass sie uns helfen konnte. Für mich war es zu spät, denn ich war schon ganz verbrannt auf der linken Seite.“ Die Schmerzen waren unerträglich. 

„Hauptsache, mein Bruder war gerettet“, sagt Coumba stolz – Worte einer unfreiwilligen Heldin, die seitdem mit schweren Einschränkungen leben musste. Da ihr linker Arm in einer gebeugten Position verschmolzen und auch ihre Hand beschädigt war, konnte sie beide nicht mehr benutzen. Sich anzuziehen, dauerte doppelt so lange wie sonst. Helfen auf der Farm z.B. beim Wasserholen – unmöglich mit nur einem funktionierenden Arm. Dennoch gewöhnte sich die tapfere Coumba an diese Beeinträchtigung in ihrem Leben. 

Als sie im Alter von 31 Jahren an Bord der Africa Mercy ging, war sie verheiratet und verdiente ihren Lebensunterhalt als Dienstmädchen. Gemeinsam mit ihrem Mann zog sie drei Kinder auf ihrer Reis- und Gemüsefarm in der Stadt Ndioum im Norden Senegals auf.

Enttäuscht von erfolglosen Behandlungen

Zu Mercy Ships zu kommen, ist ein Wagnis für viele Patienten, die zuvor Hilfe gesucht haben. Denn die meisten waren bereits in ärztlicher Behandlung, wurden jedoch oft frustriert, da der erwartete medizinische Erfolg nicht eingetrat. Coumba verbrachte einmal ein ganzes Jahr im Krankenhaus und sah nie eine Veränderung an ihrem Arm. Diese Erfahrung hinterließ Spuren. Warum noch einmal hoffen, wenn jegliche Hoffnung schon mehrfach enttäuscht wurde?

Doch Coumba fielen die Menschen auf, die zur Africa Mercy gingen und zurückkamen.

„Ich habe ihnen ihre Veränderung richtiggehend angesehen. Sie wurden nicht nur operiert. Sie bekamen auch ihr Lächeln und Lebensfreude zurück. Das freut mich so sehr für sie!“

Etliche Menschen haben durch erfolglose Behandlungen auch alle Ersparnisse verloren. „In Senegal muss man für sein Bett im Krankenhaus und die Medikamente selbst bezahlen. Also habe ich früher alles, was ich hatte, verkauft, um die hohen Kosten bewältigen zu können, wenn ich wieder ins Krankenhaus musste“, sagte Coumba.

Im Gegensatz dazu bietet Mercy Ships seine Operationen und medizinischen Anwendungen kostenlos an – für Coumba eine völlig neue Erfahrung. „Ich verstehe, dass das so vielen Menschen hilft“, lächelt sie. „Ich freue mich sehr darüber, weil ich weiß, dass es im Senegal viele Menschen gibt, die wegen dringender Gesundheitsprobleme operiert werden müssten, aber sie können es sich schlicht nicht leisten, weil sie zu arm sind.

Endlich in guten Händen bei erfahrenen Spezialisten von Mercy Ships

Dr. Tertius Venter war der versierte plastische Chirurg, der Coumba operierte. Als ehrenamtlicher Arzt, der ursprünglich aus Südafrika stammt, diente Dr. Venter seit 2000 in Vollzeit bei jedem Einsatz für Mercy Ships.

„Coumba ist ein sehr typisches Verbrennungsopfer“, erklärt er. „Brandverletzungen und insbesondere Kontrakturen sind wirklich eine Krankheit der Armen, weil es in den ländlichen Gebieten, in denen sie leben, keinen Strom gibt. Also machen sie Feuer.“

Zwar hatte Coumba vor 27 Jahren keinen Zugang zu geeigneter medizinischer Versorgung, aber ihr Zustand war behandelbar. Hätte sie damals umgehend ärztliche Hilfe erhalten, wäre die Operation einfacher gewesen und hätte vollständigere Ergebnisse gebracht. Dr. Venter schätzt, dass sie dann als etwa sechsjähriges Mädchen ihren Arm und ihre Hand vollständig hätte nutzen können, als ob das Feuer nie passiert wäre, abgesehen von ein paar kosmetischen Veränderungen der Haut.

„Man kann Brandverletzungen bei aller Tragik auch etwas Gutes abgewinnen, denn es ist meist nur die Haut betroffen“, erläutert er. „Der darunter liegende Muskel, die Sehnen, die Nerven sind normalerweise nicht beteiligt. So können wir die festen Kontrakturen lösen und sie zurück in eine normale Position bringen. Dadurch erzielen wir gute Ergebnisse, denn die Muskeln funktionieren nachher wieder.“

Durch jahrzehntelange Inaktivität waren Coumbas Gelenke versteift, ihre Muskeln verkümmert und ihr Ellenbogen eingeklemmt. Ihr stand ein umfangreicher Eingriff bevor. Vor der OP hatte sie jedoch keine Angst: „Ich hatte doch schon zwei Operationen, daher weiß ich, was auf mich zukommt. Den Spezialisten von Mercy Ships vertraue ich vollkommen, es wird bestimmt alles gut“, so Coumba, kurz bevor sie in den OP-Saal geschoben wurde. 

Vielversprechende Genesung auf dem Weg zum großen Ziel: ein eigenes Gemüsebeet

In den Monaten nach der Operation half die ehrenamtliche Hand-Physiotherapeutin Dr. Jody Kissel Coumba mit speziellen Übungen zu lernen, wie sie ihren Arm wieder nutzen kann. Vorsichtiges Dehnen, Strecken, Beugen oder leichte Kräftigung standen auf dem „Stundenplan“, auf den sich Coumba motiviert und entschlossen einließ. Einfache Aufgaben stellten zunächst schwierige Herausforderungen dar: die Hand über den Kopf zu heben, ihren Arm zu kreisen oder ihre Finger einzeln zu bewegen. Tag für Tag zu trainieren – auch nach der Rückkehr zur Familie – brachte jedoch bald erste kleine Fortschritte.

Coumbas erklärtes Ziel: sich um ihre eigene Ernte auf der Farm zu kümmern, auf der sie lebt. „Ich kann schon alles, außer der Arbeit auf einer Gemüsefarm“, freut sich Coumba. „Im Senegal haben Frauen normalerweise eine kleine Fläche, auf der sie Kartoffeln, Karotten und Paprika anbauen können, mit denen sie ihr eigenes Essen kochen. Aber dazu müssen sie Wasser vom Brunnen holen, um die Erde zu wässern. Und das kann ich noch nicht.“

Sie konnte es kaum erwarten, sich von dieser Einschränkung zu befreien. Dr. Kissel half ihr dabei. 

„Ich habe die große Hoffnung, dass sie bis zum Jahresende in der Lage sein wird, ihren Arm über ihren Kopf zu heben, Wäsche aufzuhängen, sich um ihr Kind zu kümmern und all die Dinge zu tun, die sie gehofft hatte, zu erreichen. Sie ist eine wahre Überwinderin“, ist sich Dr. Kissel sicher. „Es macht richtig Spaß, mit Coumba zu arbeiten, denn sie ist so aufgeweckt und fröhlich. Ihr Lächeln erhellt einen ganzen Raum!“

Doch dieses Lächeln fehlte ihrer Familie zuhause. Und so fieberte Coumba dem Tag entgegen, an dem sie das schwimmende Krankenhaus der Africa Mercy verlassen und sich auf den Heimweg machen konnte. Wie sehr freute sie sich darauf, endlich ihre Familie zu umarmen: ihren Mann, der noch nie gesehen hatte, wie sie beide Arme in die Höhe streckte. Ihre drei Kinder, die sie sonst nur mit dem rechten Arm tröstete und an ihr Herz drückte. Die Begeisterung war riesig, als sie endlich alle umarmen konnte – zum ersten Mal mit beiden Armen!

 

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