Nichts ist verloren
Wie aus Tragödien wahre Hoffnungsgeschichten werden
Sierra Leone – Fudias Heimat. Ein Land, das bis heute von einem brutalen Bürgerkrieg und der verheerenden Ebola-Pandemie vor einigen Jahren, tiefe Wunden trägt. Auch Fudias frühe Lebensjahre waren eine einzige Tragödie, ihre Perspektiven dunkel – sehr dunkel. So wie einst das Land, hatte auch dieses bezaubernde junge Mädchen, das ihr schwarzes Haar auf typisch afrikanische Weise eng an die Kopfhaut geflochten trägt, längst ihr wunderbares Lächeln verloren. Denn Fudia war krank. Sie litt an der Blount-Krankheit. Eine tückische Erkrankung, die ihre Unterschenkel abknicken ließ und ihre Beine schwer deformierte: Fudias Füße zeigten im 90°-Winkel nach innen, mit zunehmendem Alter wurde ihre Bewegungsfähigkeit immer weiter eingeschränkt. Ihre Behinderung war bitter. Doch der ständige Spott der anderen Kinder, der bohrende Blick ihrer Mitmenschen, gingen noch viel tiefer. Sie war ausgeschlossen – ein Kind, das nicht Kind sein durfte. Ungeliebt. Im Abseits. Wie kann die Seele eines Kindes das bloß verkraften?
Tragik und noch mehr Tragik
Fudia kämpfte täglich einen unsichtbaren Kampf – sie wollte stark sein und war fleißig. Sie half bei der Hausarbeit, kochte Reis, mahlte Paprika. Irgendwie hatte sie sich mit der Situation abgefunden, an die täglichen Schwierigkeiten gewöhnt. Inmitten dieser lebenslangen Herausforderung, als sie etwa fünf Jahre alt war, starb ihr Vater – kaum zwei Jahre später, ihre Mutter. Fudia war Waise. Ohne Selbstwertgefühl. Ohne Hoffnung. Wie kann ein Kinderherz das bloß ertragen?
Eine Familie hält zusammen
Glücklicherweise nahm sich Fudias Onkel Joseph mit seiner Familie ihrer an. Bei ihm zuhause wurde sie umsorgt, hier konnte sie spielen, hier wurde das kleine Mädchen geliebt. Wegen des zunehmenden Spottes in der Schule, bemühte sich Joseph sogar um eine andere Schule für Fudia. Hier hatte sie ein förderliches Lernumfeld und die Schulleitung sorgte dafür, dass sich niemand mehr über sie lustig machte – zumindest in der Schule.
Die vergebliche Suche nach Hilfe
In ihrer Heimatstadt in Sierra Leone glaubten die Menschen, dass durch ständiges Massieren der Beine mit warmem Wasser, diese wieder begradigt werden könnten. Als jedoch klar war, dass diese Art der Behandlung keinen Effekt hatte, nahm Onkel Joseph Fudia mit in die Hauptstadt nach Freetown und suchte dort in örtlichen Krankenhäusern um Hilfe. Doch es war vergebens. „Sie sagten mir, es gebe in Sierra Leone keine Spezialisten für derartige Fälle“, berichtete Joseph. Doch dann – in einem der Krankenhäuser entzündete sich ein kleiner Funke Hoffnung in ihm. Man riet Joseph er solle auf die Rückkehr von Mercy Ships warten.
Stille Hoffnung auf die Rückkehr
Zu dieser Zeit lebte Fudias Mutter noch. Insgesamt warteten sie sechs lange Jahre darauf, dass ein Hospitalschiff von Mercy Ships wieder in Freetown anlegen würde. Onkel Joseph blieb stets engagiert und voller Hoffnung – denn er hatte vor vielen Jahren bereits ein anderes Familienmitglied auf die Africa Mercy begleitet.
Dann endlich – 2023 erfüllte sich Josephs Hoffnung. Ein Licht am Ende eines langen, dunklen Tunnels. Es war klar: Mercy Ships wird kommen! Und Fudia wurde für eine Operation registriert. Er war außer sich vor Freude:
„Ich war sehr glücklich, denn mein Wunsch war es, sie eines Tages wieder auf beiden Beinen aufrecht stehen zu sehen!“
Eine Operation, die alles verändert
Dr. Belen Carsi, eine ehrenamtlich tätige Kinderorthopädin aus Spanien berichtete über die dramatische Tragweite der fortgeschrittenen Erkrankung Fudias an Bord – denn es war sichtlich einer der schwersten Fälle des gesamten zehnmonatigen Einsatzes: „Es war eine komplexe Operation, und sie brauchte sie an beiden Beinen“, erklärte sie. Der chirurgische Eingriff zur Korrektur von Fudias Beinen dauerte mehrere Stunden. „Sie stand viele Stunden unter Vollnarkose und trug etliche Wochen einen Gips. Wenn sie nicht behandelt worden wäre, hätte sie sicher ganz aufgehört zu laufen.“
Ein langer Weg zu einem neuen Leben
Fudias Genesung und Rehabilitation war ein langer und oftmals emotionaler Weg, mit unvorhergesehenen Verzögerungen und zusätzlichen Wundversorgungs- und Reha-Maßnahmen. Doch sie war ungemein stark. Nicht nur Ihre tatsächliche Körpergröße hatte nach der Operation um 14 Zentimeter hinzugewonnen. Es schien tatsächlich so, als würde sie auch innerlich jeden Tag mehr und mehr wachsen. Ihre Augen strahlten – endlich konnte sie wieder Lachen. Es war offensichtlich: Auch Fudias Herz und ihre Seele begannen langsam zu heilen.
Als die zehnjährige von Bord der Global Mercy ging – aufrecht, auf zwei gesunden Beinen – ging sie nicht einfach die Gangway hinunter. Nein, Fudia lief jetzt voller Freude ihrem neuen Leben entgegen, ohne Scham und Schmerz – mit Hoffnung auf eine gute Zukunft.
Fudia kommt aus Sierra Leone.
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Nichts ist verloren
Fudias Kindheit war von Tragödien gezeichnet, ihre Perspektiven düster. Mit ihren kunstvoll geflochtenen Haaren hatte sie ihr strahlendes Lächeln längst verloren, während die Blount-Krankheit ihre Unterschenkel deformierte und ihre Beweglichkeit einschränkte. Ausgestoßen und verspottet, war Fudia ein Kind, das nicht Kind sein durfte. Wie viel Schmerz kann eine Seele tragen?
„Ich unterstütze Mercy Ships, weil medizinische Versorgung ein absolutes Grundbedürfnis des Menschen ist und Mercy Ships diese zu den Ärmsten der Armen bringt."